Sommerloch

von Mannie Manie Autorendaten Private Mail an den Autor - Leserbriefe

Da haben wir den Salat! Es geht los: Der Angriff vom Aldebaran erfolgt! Vollalarm an allen Enden! Fliegende Untertassen missbrauchen sommerliche Balkone als Landeplatz und entführen friedlich schlafende Menschen auf Kristalltablett in den Weltraum. Vorzugsweise freilich weibliche Ausgaben, was sonst?

Aber Männer greifen sie mittlerweile genauso. Muss ja auch mal was anderes sein. Wird doch sonst langweilig auf Dauer. Auch bei mir kreuzten sie letzte Nacht auf. Zuerst hörte ich nur merkwürdiges Sirren in der Luft, wurde unwirsch wach und dachte verschlafen: Nanu, wo kommen denn hier die Mücken her? Bei mir gibt es kein Feuchtbiotop in der Nähe, sieht man von schrecklichem Stall Kinder mit nassen Windeln ab. Also wunderte ich mich ganz fürchterlich, fand sogleich heraus, dass ich dazu allen Grund hatte.

Prompt versetzte mich was in Starre - wirklich alles - raffte meinen wehrlosen Leib in knisterndes Lichtnetz. Und: schwuppdiwupp, haste nich geseh’n! Schon fand ich mich in einer Fliegenden Untertasse wieder, wurde durch langen Gang geschwoben. Und, was soll ich sagen? Selbstverständlich landete ich mitsamt eigener Starre schlechterletzt in gleißendem Operationssaal. Irre viele Lämpchen blinkten. Man zog mir restlich noch die schlabberigen Boxerschorts aus - potthässliches Zeug - und stierte riesenhaft glubschäugig. Nein, nicht auf die Boxerbuxen. Ferkelbande, elendigliche! Im Hintergrund piepte es dauernd und irgendwer quiekte.

Anschließend begann übliches Doktorspiel. Man fingerte an mir rum - echt überall - piekte mich mit irgendwas an erschröcklichen Stellen, zog daran - meine Güte! - und stülpte schlubbrig was drüber. Nein, nicht da! Wabbelig gluckernde Glocke unerklärlicher Aldebaranmaterie umschloss gänzlich. Selbstverständlich war dieses Zeug allem auf unserer trüben Erde Jahrmilliarden überlegen. Klaro! Keinen Finger konnte ich aufstellen. Aber es stand ja genug steif und tat langsam schon weh. Außerdem zog mir immer wer an den Haaren. Nach und nach rupfte man einige aus, begutachtete sie eingehend. Und dann glotzten die Knilche mich wieder an. Danach schwand mein Bewusstsein in grelle Gefilde...

Mächtiger Brummschädel, als ich aufwachte. Riesig enttäuscht. Wieder in meiner schwulen... äh... schwülen Wohnung gelandet. Allerdings stand ich völlig nackend vor der Kloschüssel und pinkelte rein. Es pladderte unablässig. Nix da, Doktorspiel! Schöne Scheiße! Sofort klingelte ich die Luftwaffe an und klagte mein Leid, erzählte genau, was abging. Doch die waren wohl wieder besoffen, lachten nur doof und fragten lüstern nuschelig, ob man mir auch hinten was... Aber das möchte ich anderen ersparen.

Und meine herzliebste Freundin? - Die hat alles verpennt, lag weiterhin seelenruhig auf ihrer Bettseite unserer französischen Falle mit Rüschen. Und die wollten die fliegenden Untertässler wohl auch nicht. Sie schnalzt im Schlaf nämlich ständig an ihren Strapsen und klappert mit den Stöckelschuhen. Das schreckt offenbar auch Aldebaraner ab. Da steh' ich nun auf klammem Klo und stelle bange Frage: Wer zum Teufel erschießt endlich dies schweinische Weltraumgesindel?

Oh Gott! Jetzt kommt's mir wieder! Ich werde zum Aldebaran entführt... Jetzt folgt das Sommerloch... ((()))

...du meine Güte! Das war ja ein Kram, kann ich euch flüstern! Endlich wieder zurück vom Aldebaran! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich bin. Wochen, Monate... fast glaubte ich schon, ich müsste den Rest meines unsäglichen Lebens in dieser stickigen Weltraumgegend verbringen. Und die ganze Zeit haben sie mit mir Doktorspiele getrieben, mich an allen Ecken und Kanten... Lassen wir das besser. Mehrere Male musste ich versuchen, eine sechsbeinige Aldebaranerin zu schwängern. Hat aber nicht geklappt. Hähä! Und das, obwohl diese grässlich flunderartige Erscheinung sogar mit Strapsen und Stöckelschuhen versehen. Das war vielleicht was! Ich kriegte einfach keinen hoch, sondern lediglich Hunger, weil sie aussah, wie eine auf Nutte getürkte Sachertorte.

Dann gelang es mir abzuhauen. Ich klaute eine Fliegende Untertasse. Leider verglühte sie nach der Landung. Das Ding besaß keinen Schutzanstrich gegen hierzulande allgegenwärtigen Nuttendiesel. Auch als Deospray bekannt. Doch nun ist ja das meiste vorbei, ich bin wieder auf Erden und meine herzliebste Freundin schaut mich verständnislos von der Seite an. Sie trägt immer noch rote Stöckelschuhe und dazu Rüschenstrapsen. Nicht etwa am Tage, nein, das ist deren Nachtkleidung. Aber von Stöckelschuhen und Strapsen habe ich verständlicherweise endgültig die Nase voll. Boxerunterhosen ziehe ich gleichfalls nie wieder an. Warum? Blöde Frage! Deswegen haben mich die Aldebaraner entführt, jawoll!