Vulcan-Power:
Solo am Tenda
oder Teint am Tende
11.8.2003


von Tende (F) und dem Col du Tende,
auf der Ligurischer Grenzkammstrasse via
Col de la Perle, Col de Boaire, Col des Seigneurs und Col de la Vieille Celle
nach Monesi (I)

Eigentlich wollte ich nur den Hinterreifen wechseln gehen.
Aber es kam ganz anders.

Sospel, am Ende der Route des Grandes Alpes

Ich verabschiede mich von meiner Sozia mit den Worten: "Also, ich geh jetzt einen Hinterreifen besorgen, das Profil ist ja jetzt endgültig runter. Ruh Du Dich einfach erst mal aus."

Menton, nahe am Ende der Geduld

Ich frage zunächst im Hotel, wo man den nächstgelegenen Moppedreifenhändler fände. Natürlich gibt es keinen am Ort.
Ich frage also bei der Tankstelle. So genau wisse man es nicht, aber in Menton werde es wohl schon einen geben.
So kurve ich auf gut Glück nach Menton ins Stadtzentrum und finde auch schnell einen Motorradladen, der allerdings nur von Mittwoch bis Samstag geöffnet hat. Heute ist Montag. Ich hasse Montage.
Ich folge der Strasse und finde einige hundert Meter weiter einen Reifenhändler. Ob er mir einen Motorradreifen wechsele? Kein Problem, er müsse ihn halt bestellen. Wie lange das dauere? Könnte schon in drei Tagen da sein. Ich bedanke mich höflich. Ich könnte auch mal beim Yamaha-Händler die Strasse runter fragen. Ich bedanke mich abermals höflich und fahre weiter.
Der Yamaha-Händler hat eine hübsche Werkstatt, drei Leute werkeln munter an diversen Rollern. Ob er mir einen Reifen wechseln könne? Spiele denn der Hersteller eine Rolle? Nö, nur möglichst schnell solle es gehen. Aber sicher, er sucht nach der passenden Grösse im Lager, findet keine und auf meine Frage, wie schnell er denn einen bestellen könne, wird er eher eintönig und meint ich solle doch beim YZ-Händler die Strasse rauf nachfragen.
Mein dunkler Verdacht bestätigt sich alsbald: es ist genau das Etablissement mit mindestens 3 Tagen Lieferzeit.
Wunderbar, ich werde heute vormittag also auch noch Monaco sehen.

Monaco, am Ende erfolgreich

In Monaco finde ich ebenfalls auf gut Glück und leidlich alsbald einen Honda-Händler. Ich stelle mich bereits auf die bereits bekannte Routine ein, werde aber angenehm enttäuscht. Ob er mir den Reifen wechseln könne? Sicher, er habe aber nicht die passende Grösse vorrätig. Wie lange es denn dauere? Es sei 5 vor 12, sicher schwierig noch jemanden zu erreichen. Er versucht es dennoch und nickt bestätigend. Morgen um 9 möge ich wiederkommen, ich könne dann gleich darauf warten.


Tende, am Ende

In unbedingter Hochstimmung das sich abzeichnende Beschaffungsproblem doch noch befriedigend gelöst zu haben, beschliesse ich den Slick noch sinnvoll zu nutzen und eine Runde zu fahren. Wohin fällt mir erst gar nicht ein, denn insgeheim weiss ich es bereits - das Ziel der Begierde ist längst ausgemacht.
Tende liegt in moderater Distanz und die Ligurische Grenzkammstrasse ist ein reizvolles Ziel um Hoizkessele wieder die Freiheit der Schotterpisten zu geben.


Ich fahre über die Küstenstrasse bis nach Ventimiglia und folge der Beschilderung Colle di Tenda, die man freundlicherweise bereits hier angebracht hat.
In Tende bereite ich mich gewissenhaft auf meine bevorstehende Expedition vor: ich tanke schnell voll, kaufe 1,5 L Trinkwasser und beginne mit dem Anstieg zum Col und oben am Tunnel schliesslich zu grübeln, wo denn wohl die Strasse hinauf sich befinde?
Nach Kartenanalyse komme ich zum Schluss, der Abzweig müsse wohl in der letzten Serpentine liegen. Und tatsächlich, kaum zurück und abgebogen, stosse ich auf einen unscheinbaren Wegweiser und den Beginn der Schotterstrecke, die sich in geradezu endlosen, teilweise reichlich engen Serpentinen den Hang hinaufwindet.


Zu Beginn ist die Abfolge der Kehren recht flott, sodass nur ein gelegentlicher kurzer Seitenblick ins Tal möglich ist. Endlich bietet sich ein Wegstück im oberen Teil an, ein Foto zu machen.

Tende liegt weit unten und unsichtbar im Tal, lediglich ein kurzes Stück der zum Tunnel führenden Strasse ist noch sichtbar.


Einige Windungen weiter will das Fort Central fotografiert werden.

Zwar möchte ich die Strecke nur antesten, aber hier am Südhang brennt eine unbarmherzige Sonne und so belege ich mir schnell nochmals Nase, Ohren und Arme dick mit einer Sonnencremeschicht.


Geschafft, ich bin am Tende.

So einzigartig mir meine Leistung auch vorkommt, ich bin nicht allein: Mountainbiker, Allrader, Liegestühle - ich traue meinen Augen kaum, eine GSX750 steht an einer Baustelle, hier muss wohl jemand täglich damit zur Arbeit fahren - wo, bitteschön, ist die Einsamkeit der Berge für Extrem-Biker?

Ich habe Mühe niemand ausser meinem Mopped ins Bild zu bekommen.


Natürlich liegt es mir fern zu posen.

Dennoch möchte ich die Leistungen von Hoizkessele gebührend würdigen und zeige anhand dieses Hufenbildes, dass es schon recht staubig zuging auf unserem bisherigen Ritt.

Wie dem auch sei: umsonst sonnengecremt. Es ziehen verdächtig schnell Wolken auf. Statt Sonnenstich beginnt nun eher Wasserkopf zu drohen, ein Trost bleibt: an Sonnencreme perlt Wasser ab.


Das Fort dräut über allem und ich vergewissere mich anhand der Wegweiser, dass mich der Weg zum Boaire führt, versichere mir noch einmal, dass ich umkehren werde, sobald es für Hoizkessele zu heftig werden wird - und schon bin ich unaufhaltsam unterwegs auf den Schotterwegen, die die Freiheit bedeuten.


Zwei Radwanderern, die an einer Biegung den Ausblick geniessen, rufe ich ein freundliches "Bon Jour!" zu, ernte aber eher unfreundliche Blicke, weil ich wohl die Stille der Bergeinsamkeit zu unsanft störe, die Fahrer entgegen kommender Allradfahrzeuge erwidern zumindest mein Kopfnicken oder meine Dankhand, wenn sie sich bei der Passage dünn machen.


Anfangs geht es recht flockig, doch die Sonne beginnt sich bereits rar zu machen. Ich komme an zwei Seilbahnstationen vorbei und beschliesse das als ein gutes Zeichen zu nehmen - sollte es wie aus Kübeln giessen, kann ich hier immer noch unterstehen bis sich das Unwetter gelegt hat.

Allerdings ist das Fort schon nur noch als kleiner Fleck zu sehen.


Beim Anstieg am Bric Campagnino ist das Fort kaum mehr zu erkennen, die bereits geleistete Strecke liegt wie ein mäanderndes Band zu meinen Füssen. Doch das war erst der Anfang. Die wirklich heftige Strecke steht noch bevor.

Die Sonne verfinstert sich zusehends, sicher ist mittlerweile: heute werde ich noch nass.


Auf dem Weg zum Colle de la Perle (2086m) fängt es an zu tröpfeln, ich zerre die Regentasche vom Windschild, es tröpfelt heftiger, ich stelle fest, dass die vorausgegangenen Schauer der Tour nicht niederschlagsfrei am Inhalt vorbeigeangen sind, beschliesse aber nach kurzem Zögern, dass moderate Nässe innen noch immer brachialer Nässe aussen vorzuziehen ist und zwänge mich in die bereits gut eingenässte Regenkombi.


Fotografieren funktioniert nicht mehr, die Tropfen sind erheblich schneller als der Autofokus der E-Camera.

Was nicht so schlimm wäre, nur sehe ich kaum noch aus der Brille und die Lenkergriffe sind mittlerweile patschnass und glitschig - natürlich habe ich keine Handschuhe dabei, wer nimmt sie schon mit zum hochsommerlichen Reifenkauf?


Am Col de Boaire (2102 m) geht es über rutschige Stufen, die meisten an der Grenze der Bodenfreiheit von Hoizkessele. Weil abwärts die Federung in die Knie geht, setze ich mehrmals heftig auf dem Hauptständer auf.

Die mutmasslich allerheftigsten Stellen überwinde ich nur als Vierfüssler, mehrfach 5-10 m weit manöveriere ich Hoizkessele mit Schritttempo und gas- und fussunterstützt von Stufe zu Stufe. Jeder Wanderer ist an solch einer Stelle schneller.

Warum kreisen eigentlich meine Gedanken beständig um Scott?

Ein Pärchen Radfahrer sucht Schutz unter einem Felsvorsprung, kaum gross genug für einen Menschen, nirgendwo findet sich eine ausreichend grosse Zufluchtstätte für mich nebst Motorrad. Also geht es weiter.

Ein Endurofahrer kommt mir, gemessen an meinem eigenen Tempo, geradezu entgegengeprescht, nickt grinsend, was ich beschliesse als Aufmunterung zu verstehen, abzuwarten und zu lächeln. Natürlich wird der Weg nicht besser, geht bald aber immerhin wieder bergauf.

Auf einem ebenen Stück neben dem Weg hat sich ein Grüppchen Autos zum Warten entschlossen, ich sehe, wie jemand hinter den angelaufenen Scheiben die Sitze runterkurbelt und sich mit einem Schlafsack zudeckt.

Wie gut ist eigentlich die Isolation der Reifen gegen Blitzschlag? Ich muss ab und an einen wunderbaren Blitzableiter abgeben und hoffe, dass sich der gleissende Hochvoltaiker stattdessen doch lieber einen passenden Felsen suchen möge.
Glücklicherweise gerate ich jedoch nie ins Zentrum des Gewitters und das fernerziehende Grollen vereinzelt sich bald.


Der Herr beweist sich ein weiteres Mal als Motorradfahrer.
Der Himmel klart ein wenig auf und der Regen lässt nach, einige Zeit später geht er in Tröpfeln über, um schliesslich ganz auf zu hören.

Mittlerweile geht von den Steinstufen die mindere Gefahr aus, die Pfützen, die sich gebildet haben und die aufgeweichte Erde, dort, wo kein Steinmaterial liegt, bilden einen idealen Resonanzboden für meinen Slick.


Eine Vierergruppe Radwanderer, die ich vorher überholte und die mich bei den Aufnahmearbeiten zu diesem Foto wieder passiert, grüsst freundlich und ich grüsse eben so freundlich zurück.
Ein gemeinsam bestandenes Unwetter in dieser Höhe macht aus Gruppen mit unterschiedlichen Antriebssystemen plötzlich ein einzig Volk von Verkehrsteilnehmern.
Als ich erneut zum Überholen ansetzen muss, weil ich wieder auflaufe, beginnt es steil zu werden, zwei sind bereits abgestiegen, doch die anderen beiden wollen es wissen und belegen natürlich diejenige Linie, die ich selbst bei freier Spurwahl genommen hätte, welcher Radfahrer springt schon gerne von Stein zu Stein, wie eine Gemse?
Anhalten ist hier nicht mehr möglich, das Anfahren am Berg wäre schwieriger als weiter zu fahren, ganz egal wie es holpern mag.
Soviel Gewicht auf die Rasten wie möglich, was bei meiner vorverlegten Rastenanlage zumindest ansatzweise ganz gut funktioniert, wenn ich - zwischen Fahrersitzrand und Rasten mit durchgestreckten Beinen verspannt - Druck ausübe; und die Ellbogen hoch, was einen ähnlichen Effekt bewirkt wie bei einer Enduro. Hoizkesseles breiter Lenker tut ein übriges zur leidlichen Stabiliserung der Fuhre.
Dergestalt angestrengt entspannt zwinge ich Hoizkessele mit schleifender Kupplung und beherzten Gasstössen über einen Rüttelparcour, der mich fast aus dem Sattel wirft, nur nicht auch noch dieses mässige Tempo verlieren, sonst habe ich verloren.

Uff, gerade so geschafft und mit einer gewissen Souveränitätsanmutung die Situation gemeistert. Nichts wäre ja peinlicher, als die Kiste vor vier Bergradlern zu versenken und bildhaft zu demonstrieren, wie ungeeignet ein Motorrad für eine solche Strecke sein kann, gewissermassen habe ich hier, äh, für alle Moppedfahrer gefochten und gesiegt.


Und so holpere ich von Anhöhe zu Anhöhe, umrunde spitzwinklige Kehren, schlingere durch solide Pfützen, versuche mich einmal auf die holperigen Steine zu retten, ein anderes Mal sie zu meiden. Die Spursuche ist noch eine Stufe anspruchsvoller geworden.
Dennoch, ich juble, der Regen ist zuende und ich danke dem grossen Wettergott, dass ich zumindest Regenzeug dabei habe, das mir jetzt als Windschutz dient.


Die beständig sich ändernden Bergsilhouetten sind Ausgleich genug für alle Mühe.
Ich fühle mich grossartig und jeder weitere grossartige Ausblick vermag dieses Gefühl noch zu steigern.

Hier oben ist die Welt gewissermassen noch völlig in Ordnung.


Ein wichtiges Zwischenziel ist erreicht: der Colle del Lago dei Signori liegt etwa auf halber Strecke zwischen dem Col de Tende und dem Mont Tanarel.

Leider gelingt es mir zunächst nicht den Wegpunkt exakt zu verifizieren, da meine Michelin-Karte natürlich nur einen Col des Seigneurs (2111 m) ausweist und den Lago dabei schlicht unterschlägt.


Hier geht es zu wie auf einem 4x4-Treffen, beständig nämlich treffen neue Allrader ein, gerade als ich weiterfahre, ein ganzer Pulk aus vier Fahrzeugen, deren Insassen mich etwas ungläubig mustern, habe ich doch nur einen Einradantrieb.

Ich beschliesse es als gutes Zeichen zu nehmen, denn egal was Hoizkessele noch zustossen mag, irgendwer bringt mich zurück in die Zivilisation.


Eindeutig zumindest ist: ich bin mittlerweise im Italienischen, denn die Schilder, so gelegentlich überhaupt welche auftauchen, sind nun ausschliesslich in italienischer Sprache abgefasst.

Der Ausblick jedoch ist und bleibt international.


Ein weiteres herbes Wegstück liegt noch bevor. Allenthalben rumpeln mir dabei Allradkonvois entgegen und ich habe stellenweise Mühe mich daran vorbei zu arbeiten. Natürlich lassen sie mir meist den Vortritt im Glauben ein Motorrad lasse sich einfacher manöverieren, was es nicht eben einfacher macht, weil keine eigene Fahrspurwahl mehr möglich ist.

Ein Ziegenhirte steht dabei stoisch auf dem Fahrstreifen, seine Tiere weiden am Hang zu meiner Rechten und als ich den Konvoi passiere, schaut ein Teil der Herde interessiert von einem Felsen über meinem Kopf auf das motorische Treiben zu ihren Hufen.


Schliesslich, nach dem ich den Col de la Vieille Celle (2099) passiert habe und es eigentlich schon kaum mehr glaube, endet die Derbschotterstrecke und geht in ein nahezu kultiviertes Natursträsschen über, das sich durch Waldstücke kaum merklich senkt und lediglich von allfälligen Schlaglöchern und tiefen Dellen durchzogen ist, die jetzt randvoll mit Regenwasser stehen.

Gelegentliche Talblicke zeigen, dass es gemächlich abwärts geht.


Endlich kann ich Hoizkessele über gemässigten Trab hinaus beschleunigen und versuche so zwischen den Pfützen hindurchzuhüpfen, was nicht immer gelingt, da manche die ganze Fahrbahn einnehmen.

So bekommen Ross und Reiter schliesslich doch noch den Offroadteint, den ich uns gerne erspart hätte. Die Gabel wird kniehoch mit Schlamm eingesaut und auf dem Kühler bildet sich dicke braunrote Pampe, auf Stiefeln und Kombi sprenkelt die Suppe von Pfützendurchfahrt zu Pfützendurfchfahrt höher. Nach mir endlos erscheinendem Pfützensurven tritt die Bewaldung zurück und in der Ferne sehe ich ein Wohnmobil an einer Biegung stehen. Ich beschliesse dies für ein gutes Zeichen zu halten, denn jetzt muss die Strasse deutlich besser werden, wie käme sonst das Teil hierher?

Tatsächlich wird die Strasse dahinter befestigter, doch zu früh gefreut, hinter dem Wohnmobil, das vermutlich Behausung eines Schäfers ist, steht wie zum Hohn zwar ein 30 km/h-Schild, der Blick auf den Tacho bestätigt aber kaum die Hälfte, denn gerade hier setzt wie zum Abschied nochmals eine Rüttelstrecke ein, die ich nur zähneklappernd durchstehe.

Endlich geschafft, jetzt geht es flott voran.
Der Weg wird zunehmend besser, alsbald zeigt an einer Kreuzung ein Schild ins Tal: Monesi 6 km und ein anderes Vintimiglia 69 km den Hang hinauf.


Ich beschliesse, dass ich auf die restlichen 69 km keine wirkliche Lust mehr habe, zumal der Nachmittag sehr weit fortgeschritten ist.
Der Weg wird wieder zur Strasse, wenn auch der Belag alt, wellig und zerfurcht ist. Nach einigen Kehren kommt mir eine Enduro entgegen, ich winke dem Fahrer, der seine Sozia mal eben auf den Berg bringt, freundlich zu. Er grüsst nicht mal zurück.


Bald kommen die Häusser von Monesi in Sicht, jedenfalls halte ich sie dafür, später stellt sich heraus es handelt sich um die Häusser von Piaggia, das 2 km entfernt liegt.

Ich ziehe erste Bilanz: insgesamt sind mir auf der ganzen Strecke nur drei Moppeds begegnet, dafür aber eine Unzahl Allraddosen.

So darf ich mich ein klein wenig als Pionier fühlen.


Sicher bin ich nicht der erste Moppedfahrer hier, ganz sicher auch nicht der erste Strassenmoppedfahrer, aber für den ersten VN-Treiber mag es eventuell reichen.
Ich lasse mich aber an dieser Stelle gerne berichtigen. ;o)



Prolog:

Die Michelin-Karte endete vor den ersten italienischen Ansiedlungen und so wähne ich mich noch auf alsbaldigem Heimweg nach Sospel.
Heute wollten wir auf unserer Hotelterasse ja das privatissime Candlelight-Dinner...

Doch zunächst kommt noch der Colle di Nava, boah, endlich wieder sowas wie Strassenbelag, Hoizkessele fliegt nahezu einem neuen Geschwindigkeitsrausch entgegen.

Doch, natürlich zu früh gefreut, denn auf meine Frage an der nächsten Tankstelle nach dem Weg zum Tenda bedeutet man mir, ich solle erst mal alleweil auf Turin zufahren.
Was mich zunächst reichlich irritiert, bis ich realisiere, dass ich das ganze Tanarotal entlang, über Ormea nach Neva, von Neva nach Mondovi und - hier finde ich am Kartenrand einen Vorort - Villanova Mondovi, kurz vor Cuneo schliesslich wieder nach Limone-Piemonte abbiegen darf, um den Tenda auf dem Schnellweg durch den Tunnel zu unterqueren.

So kann man sich verschätzen, was zunächst nur als letzte Slicknutzung geplant war, erweist sich schliesslich als Reifen-Härtetest.
In Ormea, wo ich um meinen Blutzuckerspiegel zu erhöhen, zwei Grässlich-Cola erstehe, spricht mich ein freundlicher Passant auf dem Parkplatz an. Ich verstehe nicht und zucke mit fragendem Gesichtsausdruck und den Schultern. Da nimmt er seine ganzen Fremdwortkenntnisse zusammen und formt, dabei auf meinen Hinterreifen deutend, das Wort "sligg" und wiederholt es wie zur Bestätigung: "sligg!"

Ich nicke ihm freundlich zu und sage: "I know!" und starte in einer schnellen Staubwolke. Jetzt erst merke ich, dass meine natürliche Scheu vor Ordnungshütern mich vor schlimmerem bewahrt hat, wenn man sie anspricht, um nach dem Weg zu fragen, steht das Hinterrad ja naturgemäss still.


Das typische Reifenbild eines verblendeten VN-Tendaisten am Tag danach in Monaco beim Hondahändler.

Ganz klar: Strassenmoppeds taugen nicht für groben Unsinn mit gröbstem Schotter.

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